Samstag, 26. Oktober 2019, um 19 Uhr:
Vortrag und Buchvorstellung: Léon Poliakov – Memoiren eines Davongekommenen
Vortrag und Lesung zu den Memoiren des Historikers und Résistanceaktivisten Léon Poliakov, dessen Schriften den ersten systematischen Versuch bilden, die Shoa zu dokumentieren und die Rolle des eliminatorischen Antisemitismus für den Nationalsozialismus herauszustellen.
Poliakov musste als Kind mit seinen Eltern vor der Oktoberevolution fliehen und gelangte über Berlin nach Paris, wo sein Vater das Pariser Tagblatt ins Leben rief und zum populären Sprachrohr von Schriftstellern wie Heinrich Mann und Oskar Maria Graf machte. 1940 geriet Léon Poliakov in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Flucht schloss er sich der Résistance an und beteiligte sich an der Rettung von Juden. Noch während der Befreiung Frankreichs begann Poliakov mit der Sammlung von Täterdokumenten und war Mitglied der französischen Delegation bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. Schon 1951 entstand auf Anregung von Alexandre Kojève und Raymond Aron seine Studie »Le Bréviaire de la haine«, der erste systematische Versuch, den Massenmord an den Juden zu dokumentieren. Poliakov betonte im Gegensatz zu deutschen Historikern schon sehr früh die zentrale Rolle des eliminatorischen Antisemitismus. Aber die um die Deutungshoheit der Shoa ringenden deutschen Geschichtswissenschaftler haben den Résistanceaktivisten und Autodidakten im akademischen Betrieb bis heute ignoriert.
Léon Poliakovs Memoiren wurden von Jonas Empen, Jasper Stabenow und Alex Carstuic aus dem Französischen übertragen, von Janina Reichmann lektoriert und von Alexander Carstiuc herausgegeben im Verlag Edition Tiamat 2019 in Deutschland erstveröffentlicht.
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Veranstalter*innen: AK Unbehagen in der Struktur
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe ROTER OKTOBER vom 14. Oktober bis 14. November 2019 in Lüneburg.
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